Viele Bereiche einer Ontologie werden im Grunde von Taxonomien oder Glossaren gebildet: Listen oder Hierarchien von Begriffen mit wenig innerer Struktur.
Solche Listen oder Hierarchien können oft von fachlich versierten Personen schneller, besser und günstiger angelegt und aktualisiert werden als von Spezialisten für das Design einer Ontologie, mit einfacheren Werkzeugen als mit Ontologieeditoren.
Als Beispiel kann man das Geschlecht einer Person nehmen: [männlich, weiblich]... doch das war einmal, heute braucht es mindestens [männlich, weiblich, divers]. Wenn dies irgendwo als Liste gepflegt wird, eventuell mit Anredeformen, kann solch eine Änderung schnell geschehen, und eine Ontologie, die sich auf solch ein Glossar bezieht ist damit schnell an aktuelle Gegebenheiten angepasst, ohne dass jemand formale Sprachen wie OWL oder SHACL beherrschen muß.
Ähnliche Listen können der Status von Mitarbeitern sein, etwa [angestellt, freie Mitarbeit] oder eine Liste von Stellenbeschreibungen.
Viele "Ontologien" enthalten große Anteile solcher Taxonomien. Ein Beispiel ist z.B. die "Political Language Ontology for Verifiable Event Records" (PLOVER), die dafür entworfen ist, politische Ereignisse aus Artikeln von Nachrichtenagenturen strukturiert zu notieren.
Der Strukturanteil von PLOVER ist hauptsächlich eine Klasse "Event", mit den Attributen EventTyp, Agent, Recipient, Mode und Context.
All diese Attribute wiederum sollten aus meiner Sicht besser als Taxonomien denn als Ontologie benannt werden, und innerhalb der einfachen Ereignisontologie nehmen sie den breitesten Raum ein. Beispiele für Kontexte in PLOVER sind z.B. [executive, legislative, economic, legal, ...] und für Ereignistypen [AGREE, CONSULT, SUPPORT, COOPERATE, ...]. Diese Kontexte und Typen haben weiter keine innere Struktur, sie sind einfach Einträge in ein Glossar oder eine Taxonomie, mit einer Beschreibung in natürlicher Sprache.
Auch im geschäftlichen Bereich können viele Teile von Ontologien als Taxonomien verwaltet werden, mit einfacheren Werkzeugen als die eigentliche Ontologie. In der Top-Level-Ontologie gist von Semantic Arts hat dafür z.B. die Relation bzw. das Attribut gist:categorizedBy definiert, mit der Taxonomien mit einer Ontologie verknüpft werden. Dazu gibt es auch ein sehenswertes Video mit dem Titel "How Gist Marries Taxonomies & Ontologies".
Abschließend empfehle ich beim Entwurf von Ontologien immer zu prüfen, welche Teile als einfache Listen oder Hierarchien verwaltet werden können, einfache Werkzeuge dafür zu schaffen und entsprechende Verantwortlichkeiten in den Fachabteilungen zu verorten.